Rote Hagnauer Bohne

Buschbohne Phaseolus vulgaris (alt: Phaseolus vulgaris var. vulgaris)

Anbau

Die Bohnenkerne werden im Frühjahr nach dem letzten Frost – nicht zu tief – in die Erde gesteckt. Wenn die Pflanzen etwa 20 Zentimeter hoch sind, wird angehäufelt, damit die Bohnen nicht auf der Erde liegen und schimmeln. Ab September können die trockenen Hülsen geerntet werden. Sie werden ausgelegt, um vollends zu trocknen, danach werden die roten Kerne ausgelöst. Für die Saatgutgewinnung wichtig: Um das Verkreuzen mit anderen Bohnensorten zu vermeiden, sollte ein Mindestabstand von zehn Metern zu anderen Sorten eingehalten werden.
Weitere Informationen zur Saatgutgewinnung

Wuchs & Ernte

Die Hagnauer Rote Bohne ist eine typische Buschbohne; sie wächst 40 bis 50 Zentimeter hoch und blüht weiß. Die grünen Hülsen werden zehn bis zwölf Zentimeter lang, darin wachsen rot gemusterte Bohnenkerne.

Geschichte

In Hagnau am Bodensee wuchs die Buschbohne zwischen den Weinreben. Der 1936 geborene Obst- und Weinbauer Paul Dimmeler hat die Bohne bis 2020 angebaut; schon seine 1876 geborene Großtante Emma Spiegler hat sie kultiviert. Er erzählt, dass die Bohne bis etwa 1955 Saubohne hieß. Für die Verjüngung der Weinreben seien früher neben den Rebstöcken Gruben geschaufelt worden. In die Gruben wurden ausgerissene Rebstöcke gelegt, die mit Erde bedeckt wurden und im Frühjahr austrieben. Durch das Ausschaufeln entstand ein Erdwall, auf dem die Bohne angebaut wurde. Paul Dimmeler: „Die Vermehrung mit der Grube wurde nach dem Krieg wegen der Reblaus verboten. Außerdem kam die Mechanisierung. Dann hat man die Bohne im Acker gepflanzt.“ Zubereitet wurden die Kerne traditionell mit Spätzle – als Freitagsessen oder auch mit Speck. „Jede Familie hat ihr Rezept“, weiß der Hagnauer Hubert Ehrlinspiel. „Bohnen und Spätzle wurde in Hagnau immer mit der Roten Bohne gemacht“, sagt Paul Dimmeler. In mehreren lokalen schriftlichen Quellen aus dem 19. Jahrhundert wird das Traditionsgericht erwähnt. „Die Bohne ist immer mehr verschwunden“, erzählt Hubert Ehrlinspiel vom Hagnauer Heimat- und Geschichtsverein, der die Rote Hagnauer Bohne von Paul Dimmeler bekam und sie nun jedes Jahr „stupft, brockt und brätscht“, wie das vor Ort heißt, also steckt, pflückt und auskernt. Einmal im Jahr bietet der Hagnauer Verein die Bohne zum Verkauf an. Hubert Ehrlinspiel hat sie dem Genbänkle übergeben.

Verwendung

Proteinreich und gesund: Die Kerne der Hagnauer Roten Bohne werden getrocknet; die Trockenbohnen können einfach und lange gelagert und bei Bedarf in der Küche verarbeitet werden

 

Ordnung
Familie
Fabaceae
Gattung
Phaseolus
Art
vulgaris
Quellen
Sonstiges
  • Nutz-/Zierpflanze

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