„Schwobabohnen“ beliebt auf Ravensburger Weihnachtsmarkt
Aktuelles Information Sorte Tagebuch
Die Schwabenbohne gehört zu den rotblühenden Feuerbohnen (Phaseolus coccineus L.), besitzt große, rosa gesprenkelte Körner und grüne Schoten. Schon am Sortennamen zeigt sich, wo die Schwabenbohne genutzt wurde. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass diese kombiniert mit anderen regionalen Spezialitäten wie Spätzle eine schmackhafte nährreiche Kombination ergibt, die heute jedoch kaum noch erhältlich ist.
Die Schwabenbohne befindet sich daher auch auf der Liste der Genbänkle Datenbank und wir waren sehr erfreut, dass diese in Ravensburg auf dem Weihnachtsmarkt zur Verkostung angeboten wurde. Mit Erfolg: es gelang nicht mehr das Gericht zu fotografieren, da die Portionen bereits ausverkauft waren. Die Bohnen wurden von einem Vertragslandwirt aus Ulm für Herbert Dressler angebaut, der bereits seit vielen Jahren auf dem Wochenmarkt Käsespätzle verkauft. Zu Weihnachten bietet er neben den verschiedenen Varianten mit Chili oder Spinat auch die selten gewordenen Schwabenbohnen (als „Saure Bohnen mit Spätzle und Saiten") an.
Die Feuerbohne soll 1635 durch den niederländischen Admiral Hains („Hainsbohne“) aus dem tropischen Amerika nach Europa eingeführt worden sein. Durch hohe Anpassungsfähigkeit, Robustheit und die geringe Krankheitsanfälligkeit verbreitete sich die Bohne in ganz Europa und es entstanden regionale Variationen wie die Schwabenbohne. Da die Feuerbohne deutlich weniger Wärme benötigt als andere Bohnen, kann sie auch in 1200 m über NN in Südtirol oder im Süden Norwegens noch ausreifen. Die unreifen, grünen Hülsen und milchreifen Samen wurden für Suppen verwendet und die Trockenbohnen als Salat oder Saure Bohnen zubereitet. Die Feuerbohne wächst gern hoch hinaus und benötigt für ein optimales Wachstum 2-4 m hohe Stangen. Da sich Feuerbohnen verkreuzen sind vermutlich oft sehr unterschiedliche Genotypen durch Namen wie "Schwabenbohne" zusammengefasst. Wir werden das Thema daher weiter verfolgen und verschiedene Herkünfte im Vergleich anbauen.
In Österreich wurde die der Schwabenbohne sehr ähnliche Feuerbohnensorte „Steirische Käferbohne“ 2016 von der EU als geografische Bezeichnung geschützt. Dort bauen in den Regionen Hartberg-Fürstenfeld bis Bad Radkersburg, in Graz, Deutschlandsberg und Voitsberg bereits über 400 Bauern wieder die Käferbohnen der Steiermark an.
Es bleibt zu hoffen, dass die regionalen Spezialitäten, wie die Schwabenbohne, auch bei uns wieder mehr Verbreitung finden. Das Genbänkle bietet daher alte Bohnensorten aus dem letztjährigen Anbau aus dem Nürtinger Bürgergarten bei unserer Veranstaltung „Kulinarische Bestimmungsübung“ am 09.02.2019 zur Verkostung an. Ein erfreuliches Zeichen, dass auch diese Veranstaltung bereits ausgebucht ist.
Referenzen:
FRUWIRTH, C., 1924: Fisole. In: Handbuch der landwirtschaftlichen Pflanzenzüchtung. 5. Aufl., Bd. III. 177-192. Verlag Paul Parey, Berlin.
HEGI, G., 1946: Phaseolus coccineus L., Feuerbohne, Blumenbohne, Kapuziner-Bohne, Türkenbohne. In: Illustr. Flora von Mitteleuropa. 2. Aufl., Bd. IV/3. 1637-1639. Verlag Paul Parey, Berlin.
KOOISTRA, I.E., 1962: Bohnen (Phaseolus vulgaris L., Phaseolus coccineus L.). In: KAPPERT & RUDORF: Handbuch der Pflanzenzüchtung. 2. Aufl., Bd. 6. 369-407. Verlag Paul Parey, Berlin.
STÄHLIN, A., 1960: Phaseolus coccineus L. (= Phaseolus multiflorus Lam.), Feuerbohne, Türken-Bohne. In: Acker- und Grünlandleguminosen im blütenlosen Zustand. 102-103. DLG-Verlag, Frankfurt/Main.
Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera, Germany
https://www.genbaenkle.de/sorten/sorte-suchen/schwabenbohne/