Hagnauer rote Bohne
Aktuelles Information Sorte Tagebuch
-„gestupft, gebrockt und gebrätscht“
Obwohl Bohnen vielfältige und traditionelle Hülsenfrüchte sind, ist die Auswahl im Handel und der Anbau in Deutschland heutzutage sehr gering. Was früher als Arme-Leute-Essen galt, erfreut sich derzeit wachsender Beliebtheit, da Bohnen nicht nur hervorragende Eiweißlieferanten sind, sondern auch den Boden mit Stickstoff anreichern können. Die Wurzeln gehen dabei mit bodenbürtigen Bakterien eine Symbiose ein. Die Bakterien sind in der Lage Luftstickstoff zu binden und der Pflanze zuzuführen und erhalten im Gegenzug Nährstoffe.
Ein Beispiel für die regionale Bohnenvielfalt ist die „Hagnauer rote Bohne“. Diese Bohnenkerne gibt es nur beim „Museumsfeschtle“, dem Saisonabschluß des Heimat- und Geschichtsvereins im Museum in Hagnau am Bodensee, zu kaufen. Die Bohnen bilden die Grundlage für das traditionelle Gericht „Bohnen und Spätzle“, und hierzu bietet der Heimat- und Geschichtsverein auch einige Rezepte für das überlieferte "Freitagsessen" an.
Früher wurden die Bohnen auf den Feldern z. B. zwischen den Weinreben kultiviert. Heute sind "Hagnauer rote Bohnen" eher eine Seltenheit, da sie kaum noch angebaut werden und sich beim Anbau in den Hausgärten auch mit anderen Sorten verkreuzen. Den Anbau für den Heimat- und Geschichtsverein übernimmt Hubert Ehrlinspiel. Etwa im April werden von ihm ca. 2 kg Bohnenkerne in einer geraden 200 m langen Reihe in den Boden „gestupft“. Während des Wachstums benötigen die Bohnen bis auf das Entfernen von Unkraut wenig Pflege.
Im Herbst werden die trockenen Bohnen zur Ernte dann „gebrockt“ und auf Tüchern zum Trocknen ausgelegt.Im Winter steht die Aufgabe des "Bohnenbrätschens" an, bei dem die Mitglieder des Heimat- und Geschichtsverein in geselliger Runde die ca. 50 kg geernteten Bohnen aus den Hülsen lösen und so an die Tradition der sogenannten “Hostuben“ (Hochstuben) anknüpfen. Für den vereinsinternen Austausch und Zusammenhalt sind die Bohnen nicht unwichtig.
Die Vorstandsmitglieder des Genbänkle e. V. freuten sich sehr über die Möglichkeit, Herrn Ehrlinspiel und weitere Mitglieder des Hagnauer Heimats- und Geschichtsverein am 12.08.2019 treffen und den Anbau der Bohnen besichtigen zu können. Beim Treffen wurden Ideen zur weiteren Verbreitung der Bohnen gesammelt. Außerdem wurde besprochen, die Bohne zur Absicherung und Erhaltung auch in der Genbank in Gatersleben einzureichen.
Wir sind gespannt, wie es mit dem "Hagnauer Freitagsessen" weiter geht und hoffen, dass dieser regionale Gartenschatz auch in Zukunft gepflegt und erhalten wird.
Quellen:
https://www.gemeinde-hagnau.de/de/Entdecken/Hagnauer-Geschichten/Rudolf-Dimmeler
Schwäbische Zeitung, 24. Oktober 2007, „Hagnau kultiviert Arme-Leute-Essen“
Download als pdf-Datei: